Bocholt – Peter Koch, Vorsitzender des Kreises Rees/Bocholt beteuert, dass der FVN einiges unternimmt, um den Klubs bei der Suche nach Referees zu helfen. Mit den Ausgleichsabgaben wurde in den vergangenen drei Jahren unter anderem der große Schiedsrichter-Lehrgang finanziert. Außerdem sollen die Schiedsrichterspesen zur neuen Saison erhöht werden.
Beim große Schiedsrichter-Lehrgang lassen sich in der Sportschule Wedau Anwärter innerhalb von drei Tagen kostenlos zum Schiedsrichter ausbilden. Bislang gab es 378 erfolgreiche Teilnehmer. Der nächste Lehrgang steht vom 16. bis 18. April 2019 an, berichtet Henrik Lerch, Pressesprecher des Fußballverbandes Niederrhein.
Er versichert, dass das Thema der fehlenden Schiedsrichter beim FVN ganz oben stehe. So habe der Verband etwa ein Patensystem installiert, mit dem Jungschiedsrichtern erfahrene Referees zur Seite gestellt werden. So soll verhindert werden, dass neu ausgebildete Schiedsrichter wieder abspringen. Untersuchungen zeigten, dass das besonders im zweiten Jahr der Fall sei.
Geld fließe auch in das Belobigungssystem. Hier werden Referees prämiert, die besonders viele Spiele leiten. Bei Jubiläen gebe es Gutscheine für die Unparteiischen und Bälle für die Vereine.
Peter Koch, Vorsitzender des Fußball-Kreises Rees/Bocholt, versichert, dass das durch die Verdopplung der Ausgleichsabgaben zusätzlich eingenommene Geld „nicht in das Säckel des Fußballverbandes Niederrhein“ wandere. „Davon soll den Leuten, die den Schiedsrichterlehrgang erfolgreich absolviert haben, die Erstausstattung bezahlt werden. Damit entlasten wir die Vereine, die keinen Trikotsatz kaufen müssen“, sagt Koch.
Zur neuen Saison werde es eine Erhöhung der Schiedsrichterspesen geben, um das Amt attraktiver zu machen. „Die endgültigen Zahlen stehen noch nicht fest, aber die Erhöhung wird moderat ausfallen, um die Vereine nicht zu hoch zu belasten“, sagt Koch.
Auf der Sitzung des FVN-Beirats im Dezember sei außerdem beschlossen worden, dass es künftig Informationsbroschüren und Flyer geben soll, die auf Turnieren wie dem Tag des Jugendfußballs verteilt werden. „Wir tun einiges, um die Vereine zu unterstützen, aber auch wir sind Ehrenamtler. Alleine schaffen wir es nicht“, so Koch.
Johannes Pelgrim, Leiter der Schiedsrichtergruppe Bocholt, versichert ebenfalls, dass einiges getan werde, um den Vereinen bei der Suche nach Referees zu helfen. „Wir kommen auch gerne in die Vereine, um über das Thema zu sprechen“, sagt er. Für Samstag, 16. Februar, wurde der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner eingeladen. Das Mitglied der Schiedsrichter-Kommission Amateure des Deutschen Fußball-Bundes wird im Berufskolleg West referieren. „So wollen wir weiter auf das Thema aufmerksam machen“, sagt Pelgrim.
Er erinnert daran, dass inzwischen die Jugendspiele so angesetzt werden, dass Jugendliche, die als Spieler und Referee aktiv sind, sich nicht für eine Aufgabe entscheiden müssen. A- und B-Junioren spielen freitags und sonntags, damit sie samstags pfeifen können. E- und D-Junioren treten am Samstagmorgen an. So können C-Junioren die Spiele leiten, die nachmittags selbst spielen. „Darüber hinaus müssen die Jugendlichen inzwischen auch nicht mehr 14 Jahre alt sein, sondern es reichen zwölf, um sich ausbilden zu lassen“, sagt Pelgrim.
Bocholt – Das Entsetzen bei den meisten Vereinen im Fußball-Kreis Rees/Bocholt war Ende der vergangenen Woche groß. Denn da veröffentlichte der Fußballverband Niederrhein (FVN) die Strafen, die Vereine zahlen müssen, die zu wenig Schiedsrichter stellen. Insgesamt sind 35 Vereine des Kreises betroffen, die fast 20.000 Euro an Ausgleichsabgaben zahlen müssen.
Allein 2000 Euro werden für den 1. FC Bocholt fällig, 1500 Euro muss Borussia Bocholt zahlen. Beim VfL 45 Bocholt sind es 900 Euro. Die Strafe richtet sich nach der Anzahl der fehlenden Schiedsrichter, die der Verein entsprechend der Zahl seiner Mannschaften stellen muss. Dabei gilt, je hochklassiger der Verein spielt, umso mehr muss er für fehlende Referees zahlen. Diesmal kam hinzu, dass die Höhe der Strafe für denjenigen verdoppelt wurde, der das Schiedsrichtersoll schon im Vorjahr nicht erfüllt hatte.
Hinweise auf Verdopplung
Das hatte der FVN-Beirat, bestehend aus dem Präsidium und den Vorständen der 13 Fußballkreise, schon im April 2017 beschlossen. „Wir haben die Vereine auf jeder Arbeitstagung noch einmal darauf hingewiesen“, sagt Peter Koch, Vorsitzender des Kreises Rees/Bocholt. „Wir haben angeboten, dass wir in die Vereine kommen, um sie zu unterstützen, doch das wird gar nicht wahrgenommen. Jetzt ist das Geschrei groß“, fügt Koch hinzu.
Für den FVN ist die Verdoppelung der Strafgelder so etwas wie die letzte Möglichkeit, Druck auf die Vereine auszuüben. „Jeder schreit nach Schiedsrichtern, doch dann müssen sich die Klubs auch darum bemühen“, sagt Koch. Er habe nicht das Gefühl, dass das der Fall sei. Teilweise hätten die Klubs sogar offen zugegeben, statt eines Trikotsatzes für den Unparteiischen lieber die Ausgleichsabgabe zu zahlen.
„Schiedsrichter sind genauso schwer zu finden wie ehrenamtliche Trainer“, entgegnet Maximilian Schröer, Vorsitzender von Borussia Bocholt. Er spreche immer wieder Leute an, „aber ich finde niemanden, zumal es auch eine undankbare Aufgabe ist. Wir kämpfen gegen Windmühlen“, sagt Schröer. Das bestätigt Siegfried Welling, Geschäftsführer des VfL 45 Bocholt. „Wir können die Leute ja nicht zur Schiedsrichterausbildung hinpeitschen. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Ehrenamtlichen. Die Strafen führen nur dazu, dass die kleinen Vereine ausbluten“, sagt er.
Schröer hat sogar einen Schiedsrichterausweis, „aber neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit komme ich einfach nicht mehr zum Pfeifen“, so der Vorsitzende der Borussia. Die 1500 Euro Strafe seien unfassbar viel Geld für seinen Verein und sehr demotivierend. „Wir müssen zusammen eine andere Lösung finden“, sagt Schröer.
Das sieht auch Ludger Triphaus, Präsident des 1. FC Bocholt, so. Er schlägt vor, den Schiedsrichtern künftig mehr Geld zu bezahlen, um das Schiedsrichtertum attraktiver zu machen. Eine Idee, mit der sich der FVN durchaus befasst. Dass der Verband auf die Strafgelder angewiesen sei, glaubt Triphaus nicht. „Sollte das der Fall sein, stimmt etwas an der Finanzstruktur nicht.“
Punktabzug statt Strafe
Für Johannes Pelgrim, Leiter der Schiedsrichtergruppe Bocholt, sind die Strafen nicht unbedingt der richtige Weg. Er bringt stattdessen Punktabzüge ins Spiel, wie sie in Hessen der Fall sind. „Die Strafen gehen den Vereinen schon an die Substanz. Auf der anderen Seite lässt sich Geld aber auch immer wieder beschaffen“, sagt er. Klar ist, dass in Sachen Schiedsrichter einiges passieren muss. Von einst über 200 Schiedsrichtern im Kreis Rees/Bocholt ist die Zahl inzwischen auf 161 Referees gesunken.
Folgende Vereine des Fußball-Kreises Rees/Bocholt müssen aufgrund von fehlenden Schiedsrichtern eine Ausgleichsabgabe zahlen:
STV Hünxe 450 Euro
1. FC Heelden 900 Euro
DJK TuS Stenern 300 Euro
Wesel Anadolu Spor 600 Euro
GW Vardingholt 150 Euro
GW Lankern 300 Euro
BW Wertherbruch 600 Euro
Hemdener SV 200 Euro
Borussia Bocholt 1500 Euro
DJK Barlo 600 Euro
SV Krechting 300 Euro
GSV Suderwick 600 Euro
SV Werth 600 Euro
TuS Drevenack 300 Euro
GW Flüren 300 Euro
Viktoria Wesel 300 Euro
SV Friedrichsfeld 400 Euro
HSC Berg 600 Euro
VfL 45 Bocholt 900 Euro
SV Brünen 600 Euro
SV Bislich 150 Euro
DJK Hüthum-Borghees 600 Euro
SV Haldern 300 Euro
Westfalia Anholt 600 Euro
TuS Haffen-Mehr 600 Euro
SC 26 Bocholt 400 Euro
VfL Rhede 500 Euro
BW Dingden 800 Euro
SuS Isselburg 100 Euro
Fortuna Millingen 900 Euro
SV Rees 1500 Euro
Olympia Bocholt 300 Euro
1. FC Bocholt 2000 Euro
Weseler SV 200 Euro
VfB Rheingold Emmerich 300 Euro
Insgesamt zahlen die 35 Vereine damit 19.750 Euro an den Fußballverband Niederrhein.
Quelle: Björn Brinkmann, BBV -24.01.2019-