Was wird aus der Spielwiese?

DJK TuS Stenern und 1. FC Bocholt streiten um Spielwiese

Stenern möchte eine halbe Fläche haben – heftige Kritik des 1. FC Bocholt

Bocholt – Es gibt Streit zwischen dem 1. FC Bocholt und der DJK TuS Stenern. Anlass ist ein Antrag, den die DJK bei der Stadt eingereicht hat.

 

 

Auf der einen Hälfte der Spielwiese (vorne) würde die DJK TuS Stenern gerne eine neue Spielfläche für den Verein bauen lassen.Das Schreiben, das dem BBV vorliegt, umfasst zwei Punkte. Zum einen beantragt Stenern einen Zuschuss für die Erweiterung der Umkleidekabinen. Denn dieser Bereich sei wegen der Entwicklung des Vereins inzwischen mehr als beengt. So ist die Mitgliederzahl seit dem Umzug im Jahr 2011 an die Hemdener Straße von 600 auf rund 850 gewachsen. Wegen der geplanten Neubaugebiete sei zudem innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre mit viele weiteren Kindern zu rechnen.

Das führt auch zum zweiten Punkt im Schreiben, der für den Streit sorgt. Die DJK beantragt die Bereitstellung der halben Spielwiese auf dem Gelände des 1. FC Bocholt, damit dort ein weiterer Platz für die DJK entstehen kann. „Wir stehen derzeit mit 22 Mannschaften da und müssen fünf, sechs Mannschaften erklären, dass sie eigentlich nicht trainieren können. Auf der anderen Seite sehen wir, wie die Spielwiese oft nur sporadisch genutzt wird“, erklärt Vorstandsmitglied Klaus Mertens (Foto links) gegenüber unserer Zeitung. Der 1. FC widme sich laut Aussage von Präsidenten Ludger Triphaus dem Leistungssport und wolle sich nicht im Breitensport betätigen. Dazu heißt es in dem Schreiben: „Bei nicht einmal zehn aktiven Mannschaften müssten auch für den Leistungssport die vorhandenen Ressourcen (komplette Spielfläche auf einer halben Spielwiese, Stadion, Kunstrasen und Triphausplatz) mehr als ausreichen.“

Nach Berechnungen der DJK TuS Stenern sei die Spielwiese groß genug, dass zwei quer zum Stadion liegende Spielflächen ausgewiesen werden könnten. Diese hätten eine Fläche von jeweils etwa 95 x 55 Meter. „Das Mindestmaß von 90 x 45 Meter würde somit eingehalten“, so Mertens weiter. In dem Schreiben formuliert die DJK TuS Stenern: „Bekäme jeder Verein eine der beiden Hälften, könnten Breitensport und Spitzensport nebeneinander friedlich koexistieren.“

Diese Forderung hat das Präsidium des 1. FC Bocholt dazu veranlasst, Bürgermeister Kerkhoff und den Fraktionen eine Stellungnahme zukommen zu lassen, die dem BBV ebenfalls vorliegt. Darin steht: „Mit Empörung und großem Unverständnis nehmen wir die in dieser Form bisher einmalig in der Bocholter Sportgeschichte durchgeführte Aktion der DJK TuS Stenern zur Kenntnis. Sowohl von der Vorgehensweise als auch in der Sache unbegründet weisen wir das Ansinnen des Nachbarvereins auf Wegnahme von FC-Besitz in aller Deutlichkeit zurück.“

Die Spielwiese sei für die Entwicklung des 1. FC Bocholt – gerade unter dem Gesichtspunkt des Leistungssports – dringend erforderlich. „Wenn man qualitativ arbeitet, dann werden auch mal mit drei, vier Mann Sonderschichten gefahren. Natürlich wirkt das anders, als wenn du 20 Kinder hast. Aber diese Einheiten sind im Leistungsbereich wichtig“, so Triphaus gegenüber unserer Zeitung.

Mit großem Engagement der damaligen Verantwortlichen sei die Spielwiese 1989/90 inhaltlich entwickelt und realisiert worden und in den Besitz des 1. FC Bocholt übergegangen. Laut Jürgen Kalter (Foto links), Vorsitzender der DJK TuS Stenern, sind im Bebauungsplan sowohl die DJK TuS Stenern als auch der 1. FC Bocholt als Besitzer genannt. Triphaus verweist wiederum auf einen Vertrag, in dem stehe, dass der Platz in den Besitz des 1. FC Bocholt übergegangen sei.

In der Stellungnahme schreiben Präsidium und Vorstand des 1. FC: „Es ist schon erstaunlich, mit welcher anmaßenden Arroganz die Verantwortlichen des Nachbarvereins die Entwicklung beurteilen. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt, wo der 1. FC sich regionalligatauglich entwickelt und dafür sehr viel Zeit und Mühe akquiriert und investiert, ist ein derartiges Ansinnen des Nachbarvereins als unanständig zu bewerten.“ Hinzu komme, dass bei einer Zugehörigkeit zur Regionalliga ein Nachwuchsleistungszentrum am Hünting realisiert werden muss. „Alles in allem halten wir das Ansinnen für völlig unbegründet und bitten Sie, den Antrag auf Wegnahme einer im Besitz des 1. FC Bocholt befindlichen Fläche abzulehnen.“

Triphaus stört, dass der Antrag hinter dem Rücken des 1. FC Bocholt eingereicht worden sei. Mertens wiederum sagt, dass es ein Gespräch mit Triphaus gegeben habe, in dem der keine Bereitschaft signalisiert habe, Teile der Spielwiese abzugeben. Das bestätigt der FC-Präsident. „Klaus Mertens und ich habe vor einem halben Jahr mal zusammen einen Kaffee getrunken. Damals ging es um die Nutzung der Spielwiese durch die DJK. Das habe ich abgelehnt. Umso unverständlicher ist für mich, dass man dann trotzdem so einen Antrag stellt. Wenn man so eine Lösung weiter in Erwägung zieht, muss man alle an einen Tisch holen. Das kann man nicht bei einem Kaffee besprechen“, so Triphaus. Generell sei der 1. FC Bocholt durchaus kooperationsbereit. So sei etwa unter Aufgabe einer eigenen Trainingsfläche der Kunstrasenplatz entstanden, der allen Vereinen zur Verfügung steht.

Mertens und Kalter wiederum betonen, dass sie dem FC nichts Böses wollen, aber eben auch das Wohl der DJK TuS Stenern im Blick haben müssen. In ihrem Antrag gibt es auch eine alternative Lösung. Diese sieht den Bau eines Spielfelds östlich des Hemdener Wegs vor.

Beratung soll im Sportausschuss folgen

Und was sagt die Stadt zu den Anträgen? Die äußerte sich auf BBV-Anfrage lediglich wie folgt: „Beide Anträge werden derzeit durch die Verwaltung intern geprüft und zu entsprechender Zeit im Sportausschuss beraten.“

Quelle Bericht: BBV, B. Brinkmann, 02.06.21
Fotos: S. Betz, DJK TuS Stenern