Nach der Kündigung des Vertrags mit dem 1. FC Bocholt will die Stadt Bocholt die Nutzung der Spielwiese neu einteilen.
Am Tag nach der Sportauschusssitzung war die Stimmung beim 1. FC Bocholt gestern gedämpft. Am Dienstag hatte der Ausschuss nicht etwa beschlossen, dass die Gigaset-Arena am Hünting regionalligatauglich gemacht wird, sondern dieses Thema auf Antrag der CDU in den Rat vertagt. Zuvor war schon bekannt geworden, dass die Stadt dem Verein zum 30. Juni 2022 den seit Dezember 1990 bestehenden Vertrag gekündigt hat, der dem Verein die Nutzung der Spielwiese garantierte. Die Nutzung soll künftig an den jeweiligen Bedarf der Vereine am Hünting angepasst werden (das BBV berichtete).
Der Verein sei von der plötzlichen Vertragskündigung der Stadt Bocholt „überrascht“ worden, erklärte Benjamin Kappelhoff, Pressesprecher des 1. FC Bocholt, auf BBV-Anfrage. „Dennoch gehen wir nach derzeitigem Stand weiter davon aus, die Kapazitäten auf der Spielwiese auch zukünftig vollständig gemäß unserem Bedarf nutzen zu können“, so Kappelhoff weiter. Alles andere wäre aus Vereinssicht nicht nachvollziehbar, immerhin habe der 1. FC Bocholt bereits vor einigen Jahren mit dem Aschenplatz und der Radrennbahn gleich zwei Plätze, die dem Verein bis dahin zur Alleinnutzung zur Verfügung standen, verloren. Die Radrennbahn musste zugunsten des Dirtparks ganz weichen, den Kunstrasenplatz teilt sich der Klub mit dem FC Olympia Bocholt und der DJK TuS Stenern. „Dass einem ambitionierten Oberligisten künftig nur noch das Stadion zur Alleinnutzung zur Verfügung stehen soll, ist schwer vorstellbar“, so Kappelhoff.
Für nachbarschaftliche Zusammenarbeit stand und stehe der 1. FC Bocholt immer zur Verfügung, wie nicht zuletzt auch die vertrauensvolle Kooperation mit dem FC Olympia Bocholt beweise. „Der Vorstand des Vereins wird sich in den nächsten Tagen umfassend intern beraten und im Anschluss auch das Gespräch mit den Verantwortlichen bei der Stadt Bocholt suchen“, erklärte Kappelhoff.
Positiver ist die Stimmungslage natürlich bei der DJK TuS Stenern, auch wenn der Vorsitzende Jürgen Kalter (Foto links) gegenüber unserer Zeitung betonte, dass letztendlich noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist. „Es gibt noch keine positive Rückmeldung, dass wir die eine Hälfte der Spielwiese bekommen.“ Kalter kommt in der bisherigen Diskussion zu kurz, dass dem 1. FC Bocholt im Prinzip nichts genommen wird, weil er auch eine Fläche der Spielwiese bekommt. Auf dieser sei nur sehr wenig trainiert worden. Erst nachdem die DJK TuS Stenern den Antrag gestellt hatte, einen Teil von ihr auch nutzen zu dürfen, habe sich das geändert. „Wir haben mit rund 900 Mitgliedern mehr als der 1. FC Bocholt und Olympia Bocholt zusammen. Wir haben so viele Kinder, für die es einfach wichtig ist, dass sie Sport treiben können, gerade jetzt, wo sie unter der Pandemie ohnehin schon leiden“, sagte Kalter.
Bezug nahm der Vorsitzende der DJK TuS Stenern auf die Aussage von Stefan Schmeink. Der Präsident von Olympia Bocholt hatte im Sportausschuss gesagt, dass ein Verein am Hünting die Harmonie dort störe. Er meinte damit die DJK. „Wir haben mit allen Vereinen einen regen und freundschaftlichen Kontakt“, entgegnete Kalter.
Im Jahr 2018 hatten die DJK TuS Stenern und der 1. FC Bocholt sogar einmal über eine Kooperation nachgedacht, die aber letztendlich scheiterte, weil unter anderem die Statuten des Fußballverbandes Niederrhein Spielgemeinschaften keine Teilnahme an der Niederrheinliga erlauben. Im Zuge der Überlegungen war damals auch über die Trainingskapazitäten gesprochen worden. Damals gab es nach BBV-Informationen unter anderem den Vorschlag, auf der Spielwiese zwei Plätze im 90-Grad-Winkel zum Stadion des 1. FC Bocholt anzulegen. Dafür hätte aber der kleine Fußweg zwischen Spielwiese und der Anlage der DJK TuS Stenern verschwinden müssen, damit genügend Platz vorhanden ist.
Bericht: BBV, B. Brinkmann, 27.01.2022
Es wäre so viel mehr möglich!
Dass der 1. FC Bocholt jetzt, wo er auf dem Sprung in die Regionalliga ist, künftig nicht auf die Spielwiese als Trainingsplatz verzichten will, ist klar. Ebenso ist nachzuvollziehen, dass die stetig wachsende DJK TuS Stenern nach weiteren Trainingsflächen sucht. Dass sich beide Vereine dabei ins Gehege kommen, ist letztendlich ein hausgemachtes Problem. Es sind einfach zu viele Klubs am Hünting, die ihr eigenes Süppchen kochen. Man stelle sich nur einmal vor, hier gäbe es einen Großverein mit mehreren Spielflächen samt Kunstrasen, einer großen Sporthalle, neuesten Umkleiden und mit einem hochmodernen Vereinsheim. Es wäre so viel mehr möglich.
Kommentar von Björn Brinkmann (Foto links), BBV, 27.01.2022